Kleve. Im Rahmen des Projekttages Euthanasie besuchte die Gesamtschule am Forstgarten das Museum der LVR-Klinik Bedburg-Hau und das Theater mini-art in Bedburg-Hau.
Vor über einem Jahr entwickelten die SchülerInnen des damaligen Projektkurses „Kinder im Krieg“ das Konzept für einen Projekttag zum Thema Euthanasie im Nationalsozialismus. Dazu gehört neben einem Theaterbesuch auch eine Besichtigung des Museums und Geländes der LVR-Klinik Bedburg-Hau mit dem Mahnmal für die vielen Opfer, die von dort in die Vernichtung transportiert wurden.
Mittels eines Vortrags und mit einem Film wurden die Jugendlichen informiert und auf das Thema eingestimmt. Bereits hier zeigte sich eine große Betroffenheit, denn mehr als 70 % der SchülerInnenfamilien wären nach eigener Einschätzung in der NS-Zeit auf die eine oder andere Weise von Zwangseinweisungen betroffen gewesen.
Im anschließenden Rundgang durch das Museum entdeckten sie viele Artefakte und Zeugnisse aus der Geschichte der LVR-Klinik seit 1912. Das originale Setting einer Patientenetage aus den späten 60er Jahren vermittelte den Teilnehmerinnen ein Gefühl für den Aufbau einer Station zu der Zeit.
Vor dem Buch der namentlich genannten Opfer im Museum erkannte eine Schülerin (14): „Ich habe gerade eine Großtante und eine Tante aus meiner Familie entdeckt…“
Besonders still wurde es im Theater mini-art bei „Ännes letzte Reise“, dem vielfach gefeierten und ausgezeichneten 2-Personen-Stück über das Leben von Anna Lehnkering, einer sehr jungen Patientin der Nervenheilanstalt 1940, die nach Zwangssterilisation von hieraus in den Tod geschickt wurde. Gründe waren damals dafür militärische Entscheidungen (Auflösung der Klinik zugunsten eines Marinelazaretts) und das nationalsozialistische Gedankengut zum „Gnadentod unwerten Lebens“.
In diesem Stück von Sjef van der Linden und Rinus Knobel, einer Collage aus Erzählungen, Lesungen, Bildern, Zitaten und häufigen Perspektivwechseln, entwickeln die beiden Schauspieler Crischa Ohler und Sjef van der Linden ein lebendiges Bild der Person, das die Lernenden zutiefst berührte und das lange nachhallt.
Danach ging es auf einen Rundgang durch das Gelände mit seinen vielen denkmalgeschützten, vielfach umgenutzten Gebäuden mit ihrer spannenden Geschichte. „Ich bin früher beim Spielen immer durch den Graben gelaufen und hatte keine Ahnung, wofür der da war.“ Damit meinte der 15-Jährige, der in Hau aufgewachsen ist, den Geschlechtergraben, der damals die Bereiche für männliche und weibliche Patienten trennte.
Schlusspunkt des Tages war das symbolische Entzünden von Dutzenden Kerzen gegen das Vergessen am Mahnmal für die Euthanasieopfer gegenüber der verfallenden Kirche auf dem Gelände.
Den Spielplan des Theaters findet man unter www.mini-art.de
