Seit Beginn dieses Schuljahres hat die Gesamtschule am Forstgarten mit Herrn Stefan Püplichuisen einen neuen Schulleiter. Viele von uns kennen ihn bereits aus seiner Zeit als Didaktischer Leiter. Im Interview erzählt er uns, wie er den Start als Schulleiter erlebt hat, welche Ziele er sich gesetzt hat und was ihm für die Zukunft der Schule besonders am Herzen liegt.

Herr Püplichuisen, die allermeisten kennen Sie schon. Wie würden Sie sich dennoch kurz vorstellen?

Ich bin 51 Jahre alt und lebe mit meiner Familie in Kevelaer. Aufgewachsen bin ich in Kranenburg, wo ich auch lange in der kirchlichen Jugendarbeit aktiv war. Mein Abitur habe ich in Kleve gemacht und dort auch die Jugendkulturarbeit unterstützt. Anschließend habe ich in Nijmegen und Köln studiert, mein Referendariat in Düsseldorf absolviert und danach zunächst in Straelen gearbeitet. 2012 ergab sich für mich die großartige Chance, die Gesamtschule am Forstgarten im Gründungskollegium von Beginn an mitzugestalten – insbesondere auch im Hinblick auf inklusive Aspekte.

 

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Wie war Ihr Werdegang hier an der Gesamtschule am Forstgarten?

Ich durfte hier von Beginn an viele Stationen durchlaufen: zunächst im Klassenleitungsteam, dann als Abteilungsleiter und schließlich als Didaktischer Leiter. Einen klassischen Karriereplan hatte ich nie. Eigentlich hat sich alles durch Gelegenheiten und gemeinsame Überlegungen im Schulleitungsteam ergeben. Wichtige Schritte habe ich nie allein, sondern stets in enger Abstimmung mit meinen Kolleginnen und Kollegen getan.

Was hat Sie persönlich motiviert, die Aufgabe des Schulleiters zu übernehmen?

Für mich war die Verbundenheit zu dieser Schule entscheidend. Ich hätte das an keinem anderen Ort gemacht. Die Gesamtschule am Forstgarten liegt mir sehr am Herzen. Außerdem sehe ich es auch als Verpflichtung, die gute Arbeit, die meine Vorgänger Jürgen Schmitz und Dr. Rose Wecker geleistet haben, weiterzuführen und in ihrem Sinne verantwortungsvoll fortzusetzen. Besonders schätze ich die enge und vertrauensvolle Teamarbeit mit unserem stellvertretenden Schulleiter Christian Jakobs. Für mich waren er und das Schulleitungsteam ein entscheidender Grund, die Aufgabe zu übernehmen.

Wie haben Sie die ersten Wochen in Ihrer neuen Rolle erlebt?

Ich bin sehr glücklich über den Start. Die Eltern, die Lernenden, das Schulleitungsteam, das Kollegium, die Sekretärinnen, das Mensateam, unser Hausmeister und unsere langjährigen Reinigunskräfte – wirklich alle bemühen sich, mir den Einstieg leicht zu machen. Dieses Vertrauen und diese Unterstützung weiß ich sehr zu schätzen. Vieles geht leichter, wenn man sich wohlfühlt.

Welche Schwerpunkte möchten Sie setzen?

Unsere Schule hat in den letzten Jahren buchstäblich eine bewegte Entwicklung hinter sich. Wir haben einen Ort gefunden und ein Schulprogramm, das gut zu uns passt. Jetzt geht es mir eher um kleinere Aspekte, zum Beispiel eine Form von Schülerfeedback, das bisher noch fehlt. Vor allem möchte ich allerdings bewährte Strukturen pflegen und für eine gewisse Systemruhe sorgen. 
Gleichzeitig stehen auch wir heute vor den gesellschaftlichen Herausforderungen wie Polarisierung, Radikalisierung oder Schwarz-Weiß-Denken. Darauf müssen wir als Schule passende und gemäßigte Antworten finden. Vielfalt sehe ich hier ganz deutlich als die Lösung an, nicht als das Problem.

Was sind Ihre kurzfristigen Ziele für die Schule?

Mir ist besonders wichtig, dass wir als Schule weiterhin mit unseren wenigen Regeln auskommen, diese dann aber konsequent gelten und umgesetzt werden. Wir wollen den Jugendlichen viel Selbstbestimmung ermöglichen, gleichzeitig aber auch ein respektvolles Miteinander einfordern. Das Leben ist schließlich keine Kommentarspalte.

Wie möchten Sie die fünf Wegweiser der Einschulungsfeier (Mut, Freundschaft, Hoffnung, Hilfsbereitschaft, Vertrauen) lebendig halten?

Bei der bemerkenswerten Einschulungsfeier wurde mir wieder bewusst, wie wichtig diese Begriffe sind. Mut braucht es in der heutigen Gesellschaft und deren Entwicklung mehr denn je. Und Schule wird dann zu einem sicheren Lernort, wenn Schülerinnen und Schüler ihren Lehrkräften vertrauen und sie nicht als Gegenspieler sehen, sondern als Unterstützer und Wegbegleiter. Wir als Team wollen eine aktive und präsente Rolle im Leben der jungen Menschen spielen. Dazu gehört Freiheit ebenso wie ein Orientierungsrahmen.

Wie erleben Sie die Zusammenarbeit im Kollegium und im Schulleitungsteam?

Die Zusammenarbeit erlebe ich als sehr vertrauensvoll und zugewandt. Wir gehen die Aufgaben ernsthaft an, ohne dabei die Leichtigkeit zu verlieren – gemeinsames Lachen gehört für mich dazu. Wichtig ist, dass nicht starre Hierarchien im Vordergrund stehen, sondern dass wir im Team offen diskutieren und gemeinsam die besten Lösungen entwickeln. Es werden sich nicht immer Lösungen finden, die alle zufriedenstellen, aber ich kann versichern, dass wir nie unüberlegt und leichtfertig handeln, sondern um gute Kompromisse ringen.

Welche Herausforderungen sehen Sie für die nächsten Jahre?

Eine große Aufgabe wird es sein, unsere Schule weiterhin als Ort der sozialen und Bildungsgerechtigkeit zu stärken. Gerade an einer Gesamtschule treffen ganz unterschiedliche Lebenswege, Begabungen und Hintergründe aufeinander. Wichtig ist mir, dass wir diese Vielfalt nicht nur aushalten, sondern sie aktiv als Stärke begreifen. Hier können Bildungswege eröffnet werden, die wahrscheinlich sonst durch eine Festlegung nach der Grundschule verschlossen geblieben wären.
Wir als Schule können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass unsere Gesellschaft akzeptiert, dass sie bunt ist – und dass wir lernen, respektvoll miteinander umzugehen, auch wenn Meinungen und Erfahrungen auseinandergehen. Es ist ein ganz einfacher Grundsatz, dass Bildungserfolg nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen darf. Leider ist aber genau das die statistische Wahrheit. Es wäre schön, wenn das zu überwinden wäre.  

Zum Schluss: Haben Sie eine Botschaft an die Schulgemeinschaft?

Ich wünsche mir, dass wir weniger empört miteinander umgehen. Viele Menschen können Probleme über Social Media sehr genau beschreiben. Ich fände es gut, wenn wir hier ein realer Ort sein können, an dem wir auch hin und wieder eines lösen.