Im Rahmen der Projektreihe #lassmallesen der Kooperation von LitCologne und LitRuhr, veranstalteten am 12.12.2024 der Projektkurs der Klasse 9 und die Welcome-Klasse der Gesamtschule am Forstgarten in Kleve eine Lesung mit der Preisträgerin Deutscher Jugendliteratur Chantal-Fleur Sandjon. Die Autorin stellte dem interessierten Publikum ihren Versroman Die Sonne, so strahlend und schwarz vor. Dieser Jugendroman handelt von einer Teenagerin, welche sich mit Rassismus, Queerness und häuslicher Gewalt konfrontiert sieht und ihre große Liebe kennenlernt.
Auf die Frage, warum ihr Versroman Die Sonne, so strahlend und schwarz so viele Themen behandelt, erinnerte Sanjon daran, dass auch unser eigenes wirkliches Leben vielschichtig sei und wir in unserem Alltag nie nur mit einem Thema befasst seien. Sie erklärte auch, warum sie die Gattung Versroman vorzog: schon in ihrer Kindheit entdeckte sie, dass Poesie mehr als andere Ausdrucksformen die Möglichkeit biete, in wenigen Worten eindringliche Bilder wie auch starke Gefühle zu erzeugen und eine Nähe zur erzählten Geschichte herzustellen. Während des ersten Lockdowns 2020 begann sie ihre zweijährige Arbeit an diesem Roman. Sie berichtete den Schülern, dass ihr das Vorhaben täglich ein neues Gedicht zu schreiben leichter von der Hand gehe als sich vorzunehmen täglich ein neues Kapitel zu verfassen.
Die Vertreter der Schülersprecher nutzen die Veranstaltung dazu, Inspiration zur Verbesserung der Atmosphäre in der Schülerschaft zu sammeln. Die Erfolgsautorin wies mit Nachdruck darauf hin, dass Schule der Ort sei, menschlicher Vielfalt Entfaltungsraum zu bieten. Sie rät Schulen, den Familiensprachen der migrierten Schülerinnen und Schüler eine deutliche Wertschätzung entgegenzubringen, zumal jede Sprache einen eigenen Fokus auf das Leben und die eigene Identität lege. Fremde Kulturen können die eigene Lebenserfahrung bereichern. Sandjon betonte auch die Wichtigkeit, dass eine Schule allen Schülerinnen und Schülern AnsprechpartnerInnen bietet, denen sich die Jugendlichen auch in allen privaten Belangen anvertrauen können.
Die Schülersprecher wollten auch von der jungen Autorin erfahren, was man dagegen unternehmen könnte, unbewusst Vorurteile weiterzugeben. Sanjon mahnte dazu, den eigenen Sprachgebrauch stets zu reflektieren, sodass diskriminierende Ausdrücke durch angemessene Wortwahl ersetzt werden. Erst im offenen Gespräch miteinander, lassen sich Berührungspunkte und Gemeinsamkeiten finden, die kulturelle Unterschiede überbrücken.
Die Gewährleistung von Chancengleichheit in der Schule war ein weiteres Anliegen, das den Schülersprechern sehr wichtig war. Auch hier appellierte die Autorin dazu, Begegnungsräume zu schaffen für das gemeinsame Gespräch, um zu klären, wo Einzelne Benachteiligung erlebten. Sandjon bewundert die heutige Jugend dafür, dass sie so offen mit existenziellen Themen umgeht und ihnen Positives abgewinnen kann. Sie begrüßt es, wenn Jugendliche gegen Genderstereotype rebellieren: Queerness eröffnet für alle Menschen neue Räume der Selbstentfaltung.